Fehlende Motorik nach Herzoperation

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Unser Sohn wurde im Alter von dreieinhalb Monaten am Herzen operiert. Das ist jetzt elf Wochen her. Er hat sich soweit erholt, die Narbe sieht gut aus, und das anfänglich stark vorgewölbte Brustbein ist deutlich zurückgegangen. Allerdings ist er in der Beweglichkeit seiner Arme stark eingeschränkt. Vor der Operation hatte er mit dem Greifen begonnen, und er konnte es schon recht gut. Er lag gerne unter seinem Spielbogen und übte sich im Zupacken. Seit der Operation streckt unser Sohn immerzu seinen rechten Arm nach vorne und betrachtet seine geöffnete Hand. Der linke Arm liegt währenddessen auf der Seite, die Hand ist zur Faust geballt. Nach Physiotherapie und vielem Üben nimmt er den linken Arm jetzt manchmal hoch und öffnet die Hand. Dennoch geht es nur sehr langsam voran. Wir vermuten, dass seine Hände und Arme einfach nicht das tun, was er von ihnen möchte. Ob es ihm unangenehm oder schmerzhaft ist, können wir nicht beurteilen. Wenn wir seine Arme bewegen, sind sie in alle Richtungen dehnbar. Wenn er aber versucht zu greifen, muss er sich sehr anstrengen. Dann sind seine Arme ganz steif und fangen an zu zittern. Er kann weder richtig greifen, geschweige denn etwas halten und betrachten oder zum Mund führen. Wir würden gerne wissen, woran das liegt, und wie wir unserem Sohn helfen können. Wir möchten ihm wirklich dringend helfen und freuen uns auf Ihre Rückmeldung. (Familie K., Bonn)

Expertenantwort:

Zunächst freue ich mich mit Ihnen, dass es Ihrem Sohn nach der Herzoperation schon wieder so gut geht, wie Sie schreiben. Ihre Frage indes ist für einen Kinderkardiologen nicht einfach zu beantworten, da diese Art von Störung in aller Regel nicht vom Herzen, sondern vom Nervensystem verursacht wird. Der geeignete Ansprechpartner für Sie ist ein Kinderneurologe, wie es ihn an vielen großen Kinderkliniken oder Kinderherzzentren gibt. Der Kinderkardiologe, der für Sie zuständig ist, kann Ihren Sohn dort sicher zur Untersuchung vorstellen. Ein gewisser Zusammenhang zur Herzoperation ist nicht undenkbar: Die mehr oder weniger lange Immobilisation nach der Operation – gerade während einer Zeit, in der die motorische Entwicklung rasch voranschreitet – kann dazu beitragen, dass die motorische Entwicklung nach dem Eingriff verzögert verläuft oder dass sich aus Mangel an Übung Rückschritte ereignen. In der Regel lässt sich dies aber durch eine gezielte Heilgymnastik wieder aufholen, so, wie Sie es schon machen. Dauerhafte Schäden, etwa nach langwierigen und komplizierten Operationen mit der Herz-Lungen-Maschine, sind in diesem Alter zwar theoretisch möglich, in der Realität glücklicherweise aber äußerst selten. Ein Kinderneurologe wird dies ohne große Schwierigkeiten rasch erkennen können.