Sprechstundenfrage

Laufbahn im Kriminaldienst nach Herzoperation?

Ist nach einer Herzoperation eine Laufbahn im Kriminaldienst möglich? Ein Experte der Deutschen Herzstiftung e.V. klärt auf.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Vor fünf Jahren wurde bei unserer damals 14-jährigen Tochter festgestellt, dass ihre Mitralklappe undicht ist. Sie musste operiert werden und wurde mit einer Herz- und Lungenleistung von 100 Prozent aus der Klinik entlassen. Die Ärzte machten uns große Hoffnungen, dass in spätestens einem Jahr alles wieder normal sei. Unsere Tochter hört seitdem sehr auf ihren Körper. Sie macht viel Sport, ohne schlapp zu sein, wie es vor der Operation der Fall war. Ihr Wunsch ist jetzt, ein Studium zum Kriminaldienst zu beginnen. Unser Hausarzt gab ihr dafür jedoch keine Zustimmung, und auch die Kardiologin meinte, dass der Dienst zu schwer für unsere Tochter sei. Meine Frage: Würden Sie die Situation genauso einschätzen wie die Ärzte unserer Tochter? Ist sie für ein solches Studium wirklich nicht geeignet? (Paul und Anna M., Koblenz)

Expertenantwort:

Ihrer Schilderung nach nehme ich an, dass bei Ihrer inzwischen wohl 19-jährigen Tochter eine angeborene Anomalie der Mitralklappe bestand (beispielsweise ein sogenannter Mitralklappenprolaps), der zunächst keine großen Beschwerden verursachte.

Durch eine Entzündung am Herzen (Endokarditis) ist es dann zu einer Insuffizienz (Schlussunfähigkeit) der Klappe gekommen. In derartigen Fällen gibt es verschiedene Möglichkeiten für eine Operation, worüber Sie keine näheren Angaben machen. Offensichtlich war dieser Eingriff aber erfolgreich, was den jetzigen Zustand Ihrer Tochter angeht, – auch wenn der Hausarzt und die behandelnde Kardiologin möglicherweise noch Restbefunde sehen, die sie zu ihrem zurückhaltenden Rat veranlassen.

Unabhängig von meiner Kenntnis des jetzigen Zustands Ihrer Tochter sehe ich deren Wunsch nach einer aktiven Laufbahn bei der Polizei aus langjähriger Erfahrung mit ähnlich gelagerten Fällen als wenig aussichtsreich an. Der Aufnahme in den Polizeidienst gehen ausführliche polizeiärztliche Untersuchungen voraus, deren Beurteilungsrichtlinien deutlich einschränkender sind als die bei der Bundeswehr. Dies gilt meines Wissens auch für den höheren Polizeidienst, den Ihre Tochter anstrebt. Das Sicherste erscheint mir daher zu sein, dass Ihre Tochter direkt und persönlich beim zuständigen Polizeipräsidium nachfragt. Möglicherweise wäre auch an Alternativen in Form von Berufen aus dem Bereich der Rechtshilfe oder an ein Jurastudium zu denken.

Experte

Prof. Dr. med. Herbert E. Ulmer
Prof. Ulmer