Sprechstundenfrage

Wann Operation bei Sinus-venosus-Defekt?

Erfahren Sie, was man bei der Operation eines Vorhofseptumdefekts vom Typ Sinus venosus beachten sollte.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Zurzeit informiere ich mich über eine Operation zur Behebung eines Sinus venosus. Ich habe mich in verschiedenen Kliniken erkundigt, wie die Operation und die Vorbereitung erfolgen sollen. Dabei fiel mir auf, dass es in vielen Dingen unterschiedliche Auffassungen gibt. Können Sie einen Kommentar zu folgenden Punkten abgeben?

  • Synthetisches Patchmaterial oder (menschliches und tierisches) Perikardgewebe – wo liegen die jeweiligen Vorteile?
  • Nach der Operation bleibt der Herzbeutel offen – oder wird er verschlossen? Was ist die bessere Variante?
  • Sollten zur Vorbereitung der Operation eine Herzkatheteruntersuchung und eine Messung des pulmonalen Blutdrucks erfolgen?
  • Eine minimalinvasive Operation birgt größere Risiken für operationsbedingte Herzrhythmusstörungen als eine konventionelle Operation. Kann man das so sagen? (Hans T., Bielefeld)

Expertenantwort:

Offensichtlich wurde Ihr angeborener Herzfehler im Sinne eines Vorhofseptumdefekts vom Sinus-venosus-Typ – wie bei diesem Herzfehler leider nicht selten – bei Ihnen erst im Erwachsenenalter festgestellt. Nun soll er operativ korrigiert werden. Dies ist auch in Ihrem Alter noch mit guten Erfolgsaussichten möglich. Zu Ihren einzelnen Fragen:

  • Um den Defekt zu verschließen, wird meist körpereigenes Perikardgewebe verwendet, das vom Betroffenen selbst stammt. Selten, etwa bei sehr großen Defekten, wird synthetisches Material eingesetzt. Die Vorteile körpereigenen Gewebes liegen auf der Hand: Bedeutsame Veränderungen am eigenen Perikardpatch werden auch langfristig so gut wie nicht beobachtet.
  • Der Herzbeutel (Perikard) wird nach der Operation mit Nahtmaterial gerafft, aber nicht komplett verschlossen. Meist wachsen die Schnittränder des Perikardspalts im Laufe der Zeit außen am Herzmuskel fest an.
  • Eine Herzkatheterung vor einer derartigen Operation zum Beurteilen des Zustandes der Herzkranzgefäße ist in Ihrem Alter als sinnvoll anzusehen und wird üblicherweise durchgeführt. Der Pulmonalisblutdruck kann in den meisten Fällen mit dem Echo hinreichend genau beurteilt werden.
  • Beim Sinus-venosus-ASD ist ein sogenanntes minimalinvasives Vorgehen verglichen mit dem konventionellen Operationsverfahren mit einem deutlich erhöhten Gesamtrisiko behaftet. Daher rate ich Ihnen hiervon ab. Einen ausführlichen Beitrag über den Vorhofseptumdefekt finden Sie im Sonderdruck VSD der Kinderherzstiftung.

Experte

Prof. Dr. med. Herbert E. Ulmer
Prof. Ulmer