Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
Ich bin 85 Jahre alt und nehme die Blutdrucksenker Ramipril 2,5 mg und Bisoprolol 5 mg – je 1 Tablette täglich – gegen meinen zu hohen Blutdruck ein, den ich damit einigermaßen gut im Griff habe. Zudem habe ich Xarelto 20mg wegen Rhythmusstörungen verordnet bekommen. Magenmäßig vertrage ich die Medikation nicht gut. Und nun habe ich auch noch gelesen, dass man die beiden Blutdrucksenker nicht zusammen verabreichen soll – und wenn ja, dann unter Kontrolle der Lithiumspiegel im Blut. Meine Hausärztin kennt diese Aussage nicht. Ich bin jetzt jedoch verunsichert, ob ich nicht lieber einen der Blutdrucksenker erst einmal weglassen sollte. Was raten Sie? (Hildegard B., Baden-Baden)
Experten-Antwort
Die Kombination der beiden Blutdruckmittel Ramipril, ein sogenannter ACE-Hemmer, und Bisoprolol, ein Betablocker, erfolgt sehr häufig, um eine ausreichende Blutdrucksenkung zu erreichen. Gerade in der in Ihrem Fall niedrigen Dosierung ergänzen sich hierbei die positiven Effekte auf Blutdruck und Herzfrequenz bei nur sehr geringem Nebenwirkungsrisiko.
Auch in Kombination mit Xarelto, das das Schlaganfallrisiko aufgrund der Rhythmusstörungen senken soll, sind keine bedeutsamen Wechselwirkungen zwischen den Substanzen zu befürchten. Das eigenmächtige Weglassen eines der beiden Blutdrucksenker – vor allem bei plötzlichem Wegfall des Betablockers – würde dagegen viel mehr das Risiko für ein unerwünschtes Herz-Ereignis erhöhen.
Diese Kombinationen sind kritisch
In der Blutdrucktherapie ist generell die Kombination von verschiedenen Substanzen, die an unterschiedlichen Stellen der Blutdruckregulierung wirken, heute eher die Regel als die Ausnahme. Manchmal sind sogar vier verschiedene Substanzen nötig, damit sich der Blutdruck ausreichend senken lässt. Lediglich die Kombination von Substanzen mit ähnlichem Wirkprinzip am Renin-Angiotensin-System der Niere sollte dabei vermieden werden. Das gilt z.B. für die Kombination eines ACE-Hemmers mit einem sogenannten Sartan oder mit dem Wirkstoff Aliskiren, einem direkten Renin-Hemmstoff. Denn Studien haben ergeben, dass statt einer erhofften Wirkungsverstärkung vermehrt Nebenwirkungen unter einer solchen Kombination auftreten. Vor allem eine zu starke Erhöhung des Kaliumspiegels und Störungen der Nierenfunktion sind möglich.
Ebenfalls verzichtet werden sollte, wenn möglich, auf die Kombination eines Betablockers mit einem der beiden Kalziumantagonisten Verapamil oder Diltiazem, die ebenfalls blutdrucksenkend wirken. Hiergegen spricht, dass sich durch diese Kombination vor allem ungünstige Effekte auf die Reizleitung am Herzen ergeben können sowie eine zu schwache Herzleistung.
Lithium-haltige Arzneimittel im Blick behalten
Ein Effekt auf den Lithium-Spiegel im Blut tritt bei der eingangs genannten Medikation wiederum nur auf, wenn auch gleichzeitig Lithium-haltige Arzneimittel gegen eine seelische Erkrankung eingenommen werden. Hierbei wird dann deren Abbau bei gleichzeitiger Therapie mit Ramipril verlangsamt und es können somit erhöht Lithium-Wirkstoffspiegel im Blut auftreten mit entsprechenden Nebenwirkungen wie Übelkeit, Zittern und Muskelzucken.
Doch selbst, wenn man Lithium als Medikament einnimmt, ergibt sich hier keine Kontraindikation. Es muss allenfalls die Lithiumdosis reduziert werden. Ansonsten hat die bisherige Blutdrucksenkende Therapie keinerlei Effekt auf das Spurenelement Lithium in Ihrem Körper.
Experte
Dr. med. Vinzenz Graf von Kageneck, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie.
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