Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
Ich habe leichten Bluthochdruck und eine beginnende KHK und nehme täglich als Blutdrucksenker den Wirkstoff Lercanidipin 10 mg (einen Calciumkanalblocker) ein. Außerdem nehme ich seit längerem schon zusätzlich magnerot classic N (mit 500 mg Magnesiumorotat-Dihydrat). Jetzt habe ich allerdings gelesen, dass es bei dieser Einnahmekombination zu einem stark verlangsamten Herzschlag und schlimmstenfalls zum Herzstillstand kommen kann. Ist das richtig? (Peter M., Hannover)
Experten-Antwort
Zunächst die beruhigende Antwort: Eine ungünstige, gar gefährliche Wechselwirkung zwischen Lercanidipin und Magnesium in normaler Dosierung ist unbekannt. Magnesium kann sogar einen zusätzlichen positiven Effekt auf die Herzfunktion haben. Allerdings sollten Patienten, die bereits einen verlangsamten Herzschlag mit einer Herzfrequenz von unter 60 Schlägen pro Minute (med. Bradykardie) haben, auf Magnesium-Zusätze verzichten. Da Magnesium zu den wichtigen Elektrolyten für die Erregungsleitung in Nerven- und Muskelzellen gehören, wäre hier der antiarrhythmische Effekt kontraproduktiv.
Ab welcher Menge wird Magnesium gefährlich?
Mit einer kritischen Überdosierung (Intoxikation), bei der es zu Lähmungserscheinungen kommen kann, ist ab einer täglichen Einnahme vom 2500 mg Magnesium und mehr auszugehen. Das ist bei normaler Tabletteneinnahme in der Regel nicht zu erreichen. Meist kommt es ohnehin schon bei einer leicht überhöhten Dosis über 300 mg zu unangenehmen Durchfällen oder anderen Magen-Darm-Beschwerden, die eine fortgesetzte Einnahme bremsen. Vorsichtig sollten jedoch Patienten mit schwerer Nierenfunktionsstörung sein: Bei ihnen kommt es wegen der eingeschränkten Ausscheidung schneller zu erhöhten Magnesiumwerten im Blut (Hypermagnesiämie; > 1,6 mmol/l) oder gar zu einer Intoxikation.
Wann ist eine Magnesium-Einnahme sinnvoll?
Grundsätzlich geht die Deutsche Gesellschaft für Ernährung davon aus, dass ein Magnesiummangel, der mit klaren Beschwerden verbunden ist, bei gesunden Menschen nicht vorkommt, weil sich die empfohlene tägliche Aufnahme von 300 mg bei Frauen und 350 mg bei Männern über eine ausgewogene Ernährung leicht erreichen lässt. Einen erhöhten Bedarf haben z.B. Stillende und Sportler. Auch kardiologische Risikopatienten können von einer mit dem Arzt abgesprochenen Magnesiumeinnahme profitieren. Als Grenze für eine tägliche Zusatzeinnahme über Nahrungsergänzungsmittel nennt das Bundesinstitut für Risikobewertung (BfR) 250 mg Magnesium.
Welche Menge Magnesium ist in einer Tablette?
Die Angaben auf der Packung, z.B. wie bei magnerot classic: 500 mg Magnesiumorotat, sind nicht gleichbedeutend mit der Menge an Magnesiumionen pro Tablette. In den Packungsbeilagen finden sich meist die genauen Angaben zur eigentlichen Magnesiummenge pro Tablette. In diesem Beispiel wären es 32,8 mg Magnesium. Damit lässt sich dann leicht errechnen, wann die Grenze von 250 mg Magnesium pro Tag erreicht ist, die laut BfR maximal zusätzlich eingenommen werden sollte.
Risiko Magnesiummangel
So wie zu hohe Werte kritisch sind, so ist auch bekannt, dass vor allem zu niedrige Werte mit einer erhöhten Gefahr für Herzrhythmusstörungen einhergehen. Ähnlich wie bei Kalium werden daher zumindest bei Patienten, die bereits unter Herzrhythmusstörungen leiden, eher hochnormale Blutwerte angestrebt – bei Magnesium um die 0,9 mmol/l. Die Empfehlung zu einer entsprechenden zusätzlichen Einnahme gibt dann der behandelnde Kardiologe.
Herz-Tipp: Medikamente sicher einnehmen
Informieren Sie ihren Kardiologen, wenn Sie bereits zusätzlich Magnesium, etwa wegen Wadenkrämpfen, einnehmen. Mit unserem Medikamenten-Pass behalten Sie den Überblick über Ihre einzunehmenden Medikamente.
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
Unser Informationsmaterial
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Kalium und Magnesium (2022)
PDF: 1,14 MB -
Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen (2021)
PDF: 7,47 MB -
Koronare Herzkrankheiten und Herzinfarkt (2020)
PDF: 8,62 MB -
Medikamenten-Pass