Sprechstundenfrage

Marcumar: Blutkontrollen beim Arzt schwierig

„Häufige Blutkontrollen beim Arzt sind für mich schwierig. Soll ich daher auf einen der neuen Gerinnungshemmer wechseln?“

Um nicht ständig die Gerinnung kontrollieren zu müssen, wollen mittlerweile viele Menschen auf einen der neuen Gerinnungshemmer umsteigen. Ob ein solcher Wechsel grundsätzlich in Frage kommt, hängt dabei nicht zuletzt von der Erkrankung ab, wegen der die Gerinnung gehemmt werden muss. Hinweis: Ist ein Umstieg nicht zu empfehlen, gibt es gute Möglichkeiten, die regelmäßigen Kontrollen beim Arzt deutlich zu reduzieren, wie Sie dieser Sprechstunden-Antwort entnehmen können.

Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:

Im Jahre 2007 wurde ich am Herzen operiert. Ich erhielt einen Bypass sowie einen biologischen Aortenklappenersatz. Seither sind immer wieder Episoden von Vorhofflimmern aufgetreten. Deswegen wurde mir, um Schlaganfällen vorzubeugen, Marcumar verordnet. Weil ich meine krebskranke Frau zu Hause pflege, kann ich nicht so oft zur Blutkontrolle fahren. Deshalb erhielt ich vom Kardiologen die Empfehlung, auf einen der neuen Gerinnungshemmer Pradaxa, Xarelto oder Eliquis umzusteigen. Welcher der neuen Gerinnungshemmer ist in meinem Fall angeraten? (Alexander H., Flensburg)

Experten-Antwort:

Bei diesem Thema ist es wichtig zu wissen, dass keiner der neuen Gerinnungshemmer bisher bei Patienten mit biologischen oder mechanischen Herzklappen zugelassen ist.

Hinsichtlich der Studienlage sei erwähnt, dass bei Patienten mit mechanischen Herzklappen eine Untersuchung existiert, die vorzeitig wegen der großen Zahl der Komplikationen abgebrochen werden musste. Bei Patienten mit biologischen Herzklappen gibt es dagegen noch keine entsprechenden Studien.

Fazit: Aufgrund der Studienlage kann bei Menschen wie Ihnen mit biologischer Herzklappe keine Empfehlung für einen der neuen Gerinnungshemmer ausgesprochen werden. In Ihrem Fall ist der Wirkstoff Phenprocoumon, der in Deutschland z. B. unter dem Namen Marcumar, Phenprogamma oder Falithrom vertrieben wird, als das sicherste Medikament anzusehen.

Um Ihrer schwierigen Situation Rechnung zu tragen, dass Sie aufgrund der Pflege Ihrer krebskranken Frau nicht regelmäßig zur INR-Kontrolle zu Ihrem Arzt fahren können, ist Ihnen dringend zu raten, die Selbsttestung der Gerinnung im Rahmen eines Schulungskurses zu erlernen, denn dann können Sie den INR-Wert regelmäßig selbst zu Hause kontrollieren.

Mit Selbsttestung besserer Schutz vor Schlaganfällen

Es hat sich gezeigt, dass Patienten, die die Selbsttestung nach einem Schulungskurs durchführen, sehr gut eingestellte INR-Werte haben und damit auch einen größeren Schutz vor Schlaganfällen. Dies sollten Sie mit Ihrem Hausarzt besprechen, denn Sie benötigen dafür das Einverständnis des Hausarztes, auch zur Vorlage bei der Krankenkasse wegen der Kostenübernahme. Hier finden Sie Schulungseinrichtungen in Ihrer Nähe. Bitte beachten Sie, aus rechtlichen Gründen dürfen wir keine Empfehlungen aussprechen. Es liegen uns auch keine Informationen zur Qualität dieser Kurse vor.

Expertin

Stellen Sie Ihre Frage

Abbildung eines Herzen in einem Chat
  • Über 200 unabhängige Herzexperten
  • Experten in Telefonsprechstunde fragen
  • Medizinische Fragen online stellen
  • Nicht-Mitglieder können Fragen auch per E-Mail stellen

Nutzen auch Sie die Vorteile einer Mitgliedschaft

Mit nur 36 Euro im Jahr können Sie Mitglied der Deutschen Herzstiftung e.V. werden und die Arbeit der Herzstiftung unterstützen. Wir geben Ihnen Antwort auf Ihre persönliche medizinische Frage.

Unsere Empfehlungen für Sie

  1. Marcumar, Aspirin & mehr: Welche Blutverdünner und welche Herz-Kreislauf-Medikamente gibt es? Und worauf ist bei der Anwendung zu achten?
  2. Erfahren Sie mehr zu Wirkung, Nebenwirkungen und Wechselwirkungen von Marcumar.
  3. Nicht immer ist es bei einer Marcumar-Einnahme leicht, den INR-Wert im Zielbereich zu halten. Für absinkende Werte gibt es unterschiedliche Gründe.

    Christa Gohlke-Bärwolf

    Dr. med.

3 Kommentare
Sie sind bereits Mitglied? Loggen Sie sich ein, um für alle sichtbar als verifiziertes Mitglied zu kommentieren.

Bitte beachten Sie, medizinische Anfragen werden direkt unkommentiert gelöscht. Wenden Sie sich bei medizinischer Auskunft bitte direkt an unsere Sprechstunde unter [email protected]. Folgende Angaben werden zusammen mit Ihrem Kommentar veröffentlicht. Alle Felder sind dabei optional und editierbar. Für mehr Details lesen Sie bitte die Datenschutzhinweise

Überprüfen Sie bitte das Recaptcha.
Ernst D. Zell am Moos

Wegen meines VHF und der minimal invasiv reparierten Herzklappen nehme ich Marcumar, bis her ohne Probleme, ausser bei gelegentlich äusseren Verletzungen. Bei mir wird der INR alle 4 Wochen getestet. Der Dorfarzt entnimmt aus der Armvene etwa 5 Röhrchen Blut, die dann an das Labor per Boten geschickt werden. Dabei werden auch die anderen relevanten Blutwerte erfasst, so dass alle 4 Wochen ein guter Überblick über meinen Zustand gegeben ist. Ich habe Glück, meine Werte variieren sehr wenig.

Dieter R. Dietzhölztal

Habe in 2014 eine bio-Aortenklappe erhalten und nehme seit dieser Zeit PRADAXA. Ich habe seit dieser Zeit keine größere Beschwerden.

Renate D. Weilersbach

Ich nehme seit 6 Jahren Marcumar und habe mir einen Coagu Check von der Krankenkasse mehr oder weniger erstritten. Ich messe einmal wöchentlich, immer am gleichen Wochentag.So kann ich sofort reagieren, wenn der Wert sich verändert.Ich hatte 2004 eine Aortendissektion, daher einen künstlichen Aortenbogen und eine mechanische Aortenklappe. Ich habe eine Broschüre, die mir die Vtamin-K- Werte anzeigt. So kann ich die Nahrungsmittel kontrollieren, die ich meiden soll. Das funktioniert prima.