Die Sprechstundenfrage im Wortlaut
„Ich (geb.1952) nehme zweimal täglich morgens und abends Metoprolol 47,5 Milligramm ein. Ich habe nun in 18 Monaten rund 15 Kilogramm an Gewicht zugenommen. Kann das von dem Betablocker kommen? Ich bin so unglücklich darüber und möchte wieder abnehmen. Gibt es alternativ ein anderes Medikament?" (Petra H., Kiel)
Experten-Antwort
Leider stehen etliche Medikamentengruppe in Zusammenhang mit einer Gewichtszunahme. Dazu gehören manche Psychopharmaka, die etwa bei Depressionen verschrieben werden, und auch Glukokortikoide – kurz Kortison –, die bei längerfristiger Einnahme den Energieverbrauch senken und den Appetit erhöhen. Und auch Betablocker können je nach Substanz in unterschiedlichem Ausmaß in der Tat zu einer Gewichtszunahme führen. Das ist gerade bei Metoprolol häufiger der Fall. Im Durchschnitt wird hier jedoch nur von einer Zunahme des Körpergewichts um wenige Kilogramm berichtet (1-3 Kilogramm), die allerdings dafür oft hartnäckig auf den Hüften bleiben.
Es gibt mehrere Erklärungen für die Gewichtszunahme bei Metoprolol: zum einen durch direkte Effekte auf Grundumsatz und Wärmeproduktion des Körpers sowie eine verzögerte Magenentleerung und zum anderen durch indirekte Effekte. Dazu gehört, dass Patienten gerade in der Anfangsphase der Betablocker-Therapie häufig weniger Energie verspüren, weil das Herz nun langsamer schlägt, und sie sich dadurch eher ausruhen und weniger bewegen. Auch ein verändertes Hungergefühl bei einer veränderten Wärmeproduktion des Körpers kann dazu beitragen, dass Patienten eventuell mehr oder anders essen.
Eine deutliche Gewichtszunahme von 15 Kilogramm ist jedoch für Metoprolol völlig untypisch. Daher erscheint hier ein Arztbesuch ratsam, um alle anderen möglichen Ursachen einer Gewichtszunahme (Wassereinlagerungen, Schilddrüsenerkrankung etc.) auszuschließen. Denn Wassereinlagerungen in den Beinen, im Bauch oder in der Brust können zum Beispiel darauf deuten, dass sich eine Herzinsuffizienz verschlimmert hat. Nach Ausschluss von gravierenden Erkrankungen sollte dann ein konkreter Plan zur Gewichtsreduktion erstellt werden – eventuell zusammen mit einem Ernährungstherapeuten. Denn steigt das Gewicht, steigt meist auch der Blutzucker und damit das Risiko für Diabetes mellitus. Und das wirkt sich dann wieder ungünstig auf eine bestehende Herzerkrankung aus.
Sollte dennoch der Verdacht auch ärztlicherseits bestehen, dass diese enorme Gewichtszunahme durch Metoprolol verursacht wird, kann entweder ein Wechsel auf den Betablocker Nebivolol versucht werden. Bei diesem Betablocker, der ein wenig anders wirkt als Metoprolol, wird zumindest seltener über Gewichtsprobleme bei der Einnahme berichtet. Oder ihr Arzt wird einen Wechsel auf eine gänzlich andere Medikamentengruppe vorschlagen.
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
Unser Informationsmaterial
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Zurück in den Takt: Vorhofflimmern (2022)
PDF: 6,22 MB -
Bluthochdruck: Herz und Gefäße schützen (2021)
PDF: 7,47 MB -
Gerinnungshemmer (2022)
PDF: 1,17 MB
Im Ruhezustand (meistens abends) plötzlicher Anstieg meiner Pulsfrequenz auf 120 für 1-2 Std. bei einem medikamentös (Candesartan 8-0-8, Metoprolol 23,75-0-23,75, Lercanidipin 5 mg 1-0-0) gesenktem Blutdruck von 100:70. Ich habe MS und spritze seit 20 Jahren tgl. 20 ml Copaxone. Ich trinke viel Wasser und dusche mich in diesem Fall kalt ab. Was kann ich noch tun?
Ich nehme Bisoprolol 2,5 mg seit 1 Jahr ein und habe seitdem 13 Kilo zugenommen. Trotz Sport, viel Bewegung und Verzicht auf Zucker und Fett keine Gewichtsabnahme. Es ist sehr frustrierend. Gibt es Studien darüber? Es scheint ja nicht alle Patienten zu betreffen.
Hallo Frau Domscheit,
unter https://idw-online.de/de/news32458 finden Sie ein paar Erklärungen, was Betablocker im Stoffwechsel verändern können. Es ist leider sehr individuell, wie stark Patienten darauf reagieren. Manche nehmen auch gar nicht zu oder nur 1 Kilo. Manchmal hilft auch das Tracken von Ernährungsgwohnheiten und eine Körperfettanalyse gemeinsam mit einer Ernährungsberatung, um zu analysieren, wie der Grundumsatz ist und ob es vielleicht ein verstecktes, aber lösbares Problem gibt. Denn wenn der Stoffwechsel gebremst ist, reichen über die Zeit schon ganz wenige Kalorien am Tag zu viel, die der Körper nicht mehr verbrennt, um dann in Summe über die Zeit zur Gewichtszunahme zu führen.
Viele Grüße
Ihre Deutsche Herzstiftung
Hallo
Betreffs Metoprolol 47,5mg habe ich ebenso den Verdacht der Zunahme an Gewicht. Und zwar kontinuierlich über den Zeitraum der bisherigen Einnahme hinweg. Essverhalten und körperliche Betätigung unverändert, dennoch jetzt inzwischen gute 10kg zugenommen.
Metoprolol wird bei mir zur Vorbeugung von Migräne eingesetzt ; ich beende jetzt die Einnahme und sehe, dass ich wieder abnehme....