Insbesondere bei der Einnahme von Gerinnungshemmern kann es durchaus länger dauern, bis eine Wunde aufhört zu bluten. Wie man sich bei kleineren oder größeren Blutungen verhalten sollte – unabhängig ob Gerinnungshemmer eingenommen werden oder nicht – und welche Fehler dabei zu vermeiden sind, erläutert die folgende Experten-Antwort aus der Gerinnungshemmer-Sprechstunde.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Wie muss man sich bei Blutungen verhalten, zum Beispiel wenn ich mich bei der Garten- oder Hausarbeit verletze? Und was ist zu tun bei größeren Blutungen?
Experten-Antwort:
Wie man sich bei einer Blutung am besten verhält, hängt unter anderem von der Stärke der Blutung ab.
Bei kleineren Verletzungen z. B., bei denen ein einfaches Pflaster nicht mehr ausreicht, sollte man die Wunde mit einem kleinen Druckverband versorgen und den Ort der Blutung deutlich hochlagern, was die Blutung in vielen Fällen wesentlich verringert. Falls das nicht ausreicht, lässt sich die Wirkung des Druckverbandes verstärken, indem man zusätzlich mit der Hand auf den Verband drückt.
Ggf. kann es auch sinnvoll sein, die betroffene Region zu kühlen, wofür allerdings kein Eis direkt auf die Haut gelegt werden sollte, um Erfrierungen zu vermeiden. Vielmehr ist es zu empfehlen, das Eis in einen wassergefüllten Plastikbeutel (z. B. Gefrierbeutel oder auch eine kleine zugeknotete Einkaufstüte) zu geben, sodass kein direkter Kontakt zwischen Eis und Haut erfolgt.
Bei stärkeren Blutungen Hilfe in Anspruch nehmen
Bei stärkeren Blutungen, die man nicht selbst beherrscht, ist umgehend ein Arzt oder Krankenhaus aufzusuchen. Dort kann mit einer Reihe von Maßnahmen reagiert werden, auch wenn ganz spezifische Gegenmittel gegen die neuen Gerinnungshemmer noch in der Entwicklung sind.
Kein Abbinden von Gliedmaßen
Wichtig ist es, dass man bei der Notfall-Versorgung von Blutungen bestimmte Fehler vermeidet. Zu Problemen kann es z. B. kommen, wenn man versucht die betroffene Gliedmaße abzubinden, in der Hoffnung, dass dies die Blutung stoppt. In den meisten Fällen führt das aber lediglich zu einer Stauung des zurückfließenden Blutes (= sogenannte venöse Stauung), während der deutlich kräftigere Blutfluss durch die Arterien in die Gliedmaße hinein bestehen bleibt, was die Blutung letztendlich massiv verstärken kann.
Abdrücken in der Leiste oder Achselhöhle ratsam?
Teilweise kursiert immer noch die Empfehlung, bei starken Blutungen im Bein- oder Armbereich die großen zuführenden Gefäße in der Leiste oder Achselhöhle abzudrücken, was für die Praxis aber normalerweise eine völlig untaugliche und unpraktikable Maßnahme ist, mit der man sich nicht unnötig aufhalten sollte, zumal sich eine oberflächliche Blutung in nahezu allen Fällen mit einer lokalen Kompression ausreichend stoppen lässt, bis ein Arzt die Versorgung der Verletzung übernehmen kann.
Experte
Dr. med. Vinzenz Graf von Kageneck, Facharzt für Innere Medizin, Kardiologie.
Bei Einnahme von Gerinnungshemmer (ich nehme Marcumar bedingt durch OP künstliche Herzklappe) kann bei einem Sturz o.ä. die Blutung länger andauern. In der Regel reicht bei größeren Blutungen ein Druckverband aus. Ich fahre viel mit dem Rad und bin auch schon öfter gestürzt mit anschließenden Blutungen. Ansonsten trifft alles zu, was in der Sprechstunde von Dr. von Kageneck gesagt wurde.
Notfalls, wenns DRINGEND ist, einfach mit dem Finger (möglichst sauber ablecken!) direkt in die Wunde drücken, bis ein Druckverband angelegt werden kann. Ich habe mir selbst schon einmal so geholfen. Der Arzt hat mich hinterher gelobt