Vorhofflimmern gehört zu den häufigsten Themen der Herzstiftungs-Sprechstunde. Eine oft gestellte Frage ist dabei, ob es bei Vorhofflimmern eine Möglichkeit gibt, mit der sich eine Ablation und die Einnahme von Rhythmus-Medikamenten verhindern lassen. In bestimmten Fällen ist das tatsächlich der Fall.
Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
In der Broschüre der Herzstiftung »Aus dem Takt: Herzrhythmusstörungen heute« (2014) wird auf S. 70 auf die Möglichkeit hingewiesen, dass bei Vorhofflimmern der normale Herzrhythmus (Sinusrhythmus) bei älteren Menschen nicht unbedingt wiederhergestellt werden muss. Das gibt mir die Hoffnung, größeren Eingriffen zu entgehen.
Meine Daten: 73 Jahre alt, Vorhofflimmern seit drei Jahren zunächst gelegentlich, seit zwei Monaten häufig, seit zwei Wochen ständig. Seitdem Pulsfrequenz zwischen 80 und 115. Seit einigen Monaten nehme ich täglich 10 mg Bisoprolol (vorher 5 mg) und Spironolacton (50 mg seit Anfang Juni). Das Flimmern merke ich durch geringere Leistungsfähigkeit, leichte Atembeschwerden und Wasseransammlung. Wenn die Herzfrequenz normal ist, was allerdings selten vorkommt, habe ich keine Beschwerden. Mein Hausarzt und mein Kardiologe empfehlen mir Rhythmus-Medikamente oder Ablation.
Meine Frage: Wie könnte bei mir eine normale Herzfrequenz (Herzschlagfolge) erreicht werden ohne die Wiederherstellung des Sinusrhythmus, sodass ich auf Rhythmus-Medikamente und Ablation verzichten kann? (Heidi L., Nienburg)
Experten-Antwort:
Der normale Herzrhythmus (Sinusrhythmus) muss im höheren Lebensalter nur dann wiederhergestellt werden, wenn Patienten unter dem Vorhofflimmern tatsächlich leiden oder sich die Herzfunktion im weiteren Verlauf verschlechtert.
Völlig natürlich ist es dabei, dass die körperliche Leistungsfähigkeit unter dauerhaftem Vorhofflimmern oft etwas geringer ist als unter dem normalen Herzrhythmus, da die Vorhöfe bei Vorhofflimmern nur noch eingeschränkt zur Gesamtpumpleistung des Herzens beitragen. Wenn sich ältere Patienten damit soweit wohlfühlen, können sie aber durchaus mit dauerhaftem Vorhofflimmern zurechtkommen. Vielen gelingt es, das Vorhofflimmern nach einigen Wochen oder Monaten gar nicht mehr wahrzunehmen.
Der Vorteil dieses Vorgehens gegenüber der Einnahme von Rhythmus-Medikamenten ist, dass man sich nicht über eventuelle Nebenwirkungen der Rhythmus-Medikamente Gedanken machen muss, was bei diesen Wirkstoffen durchaus ein nicht zu unterschätzender Punkt sein kann.
Wichtig: Auf keinen Fall Gerinnungshemmer vergessen
Aus meiner Sicht kann man in Anbetracht Ihrer Schilderungen in Ihrem Alter das Vorhofflimmern zunächst belassen. Die Herzfrequenz sollte zwischen 80 und 110 Schlägen pro Minute liegen. In Ruhe etwa 80, bei Belastungen durchaus 110 in der Minute. Die von Ihnen erwähnte Medikation mit Bisoprolol 10 mg täglich ist richtig. Falls Bisoprolol die Herzfrequenz nicht ausreichend senken sollte, könnte eventuell zusätzlich Digitoxin in niedriger Dosierung eingenommen werden (z. B. 0,07 mg täglich).
Wichtiger Hinweis:
Auf keinen Fall ist die Hemmung der Blutgerinnung durch gerinnungshemmende Medikamente zu vergessen, die bei Vorhofflimmern in sehr vielen Fällen zu empfehlen sind. Denn unter Vorhofflimmern kann es im Herz zu Blutgerinnseln kommen, die mit dem Blutstrom z. B. ins Gehirn gelangen und dort einen Schlaganfall verursachen. Gerinnungshemmende Medikamente können dieses Risiko deutlich senken. Sprechen Sie daher dieses Thema bitte unbedingt bei Ihren Ärzten an, falls dies bislang noch nicht erfolgt ist.
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.
Ich bin immer wieder erstaunt darüber, dass die ärztlichen Beurteilungen über Vorhofflimmern immer wieder darauf hinauslaufen, den viel geplagten Patienten tröstlich anzuraten, das bisschen andauernde Vorhofflimmern geduldig zu ertragen ,wenn sie sich halbwegs wohlfühlten.Das kleine Quantum an Minderung der Herzleistung könne man ja mal eventuell in Kauf nehmen.Meine Erfahrung nach 55 Jahren Herzrhythmusstörungen (Beginn 1965, ab 1987 permanent, zwischen 1984-1987 Amiodaron mit gutem Erfolg ,dann wirkungslos) zeigten deutlich ,dass das Herz im Laufe der Jahre immer schwächer wurde.Das lang anhaltende Vorhofflimmern wurde 2-mal durch normalen Sinusrhythmus unterbrochen : Unter Amiodaron (3 Jahre) und enmal nach hoher Dosis Diazepan . (3 Tage lang) Und in diesen Sinuszeiten konnte ich mühelos bei 38 Grad Hitze stark ansteigende Strecken ohne Mühe hochlaufen.Ich hatte auch das Gefühl ,eine schwere Last fiele von meiner Brust. Leider kenne ich das nun schon lange nicht mehr. Und hoffe immer noch auf Besserung. Natürlich nehme ich weiterhin Blutverdünner, die mir sicher schon das Leben gerettet haben. Dank der Medizin und Mediziner!
Und was ist mit den Patienten, denen auf Grund einer Colitis Ulcerosa die Einnahme von Blutverdünnern nicht angeraten wird? Bei mir (75 Jahre) hat die Gabe von Blutverdünnern (Xarelto) nach meiner ersten VHF-Attacke vor 7 Jahren ein sehr starke Darmblutung (bis zu 40 blutige Durchfälle/d) ausgelöst und meine "schlafende" Colitis Ulcerosa mit sehr großer Beeinträchtigung der Lebensqualität wieder geweckt. Erst ein Mikrobiomtransfer (Stuhltransplantation) 3/2018 brachte wieder Ordnung in meinen Verdauungstrakt.Trotz erhöhtem Schlaganfallrisiko nehme ich keine Blutverdünner mehr, was mir auch die Kardiologen "abnehmen". VHF habe ich immer noch. Zu Alternativen zur Blutverdünnung habe ich mich heute an die Sprechstunde der Herzstiftung gewandt
Was ist bitte die Alternative?
Für meine Mutter, hätte ich auch gerne eine Alternative.
Danke
Sachliche Information
Ich freue mich, mit dieser Antwort die Richtigkeit meiner eigenen Erfahrung und des gewählten Weges bestätigt bekommen zu haben. Auch ich (70) "leide" seit 5 Jahren an ständigem Vorhofflimmern, kann aber ein ganz normales, betont aktives Leben leben und spüre außer ganz leichter Leistungsminderung nichts davon (suche aber auch nicht nach Symptomen).
Ich habe vor einem halben Jahr mit 80 Jahren eine Katheder-Ablation machen lassen. Seitdem ist kein Vorhofflimmern mehr aufgetreten und ich bin beschwerdefrei. Eine Ablation auch im Alter kann ich somit sehr empfehlen.
seit vielen jahren (87 jahrealt)habe ich ständiges vorhofflimmern und nehme bisoprolol 5 und marqumar. das flimmern merke ich kaum und bin leider in meiner leistungs fähigkeit eingeschränkt,bin aber einigermaßen zufrieden