Die Sprechstundenfrage im Wortlaut:
Nach der zweiten Impfung mit dem mRNA-Impfstoff Comirnaty ist es bei mir (46) gut zwei Wochen später zu einer Myokarditis gekommen. Es besteht immer noch eine eingeschränkte linksventrikuläre Funktion. Zudem habe ich seit der Impfung vermehrt Probleme mit einer ventrikulären Extrasystolie. Gibt es Erfahrungen zur Boosterimpfung bei einer solcher Erkrankungssituation? (Peter H., Bamberg)
Experten-Antwort:
Die Entwicklung einer Myokarditis nach der zweiten Impfung mit einem mRNA-Impfstoff ist generell sehr selten – vor allem bei Patienten über 30 Jahren. Aktuelle Sicherheitsdaten aus Deutschland gehen von 1-5 Fällen pro 100.000 Impfungen aus. Eine Herzbeutelentzündung (Perikarditis) ist noch seltener. Dies gilt insbesondere, wenn Beschwerden erst nach mehr als zwei Wochen nach der zweiten Impfung auftreten. Generell sind die bisher gemeldeten Verläufe zudem meist mild und ohne bleibende Schäden. Leider ist es in der Praxis so, dass man häufig trotz umfangreicher Untersuchung nicht sicher klären kann, ob ein Patient tatsächlich auch eine Myokarditis durchgemacht hat oder nicht. Zudem gibt es (noch) keine verlässlichen wissenschaftlichen Daten, wann nach stattgehabter Myokarditis/Perikarditis eine Boosterimpfung stattfinden sollte. In jedem Fall sollte der Herzzustand vorher nochmals mittels klinischer Untersuchung, EKG und Echokardiographie beurteilt werden.
Bestehen tatsächlich noch linksventrikuläre Einschränkungen, sollte meines Erachtens mit der Boosterimpfung gewartet werden, bis sich diese normalisiert haben. Liegen jedoch keinerlei Symptome, Entzündungszeichen, Einschränkungen der linksventrikulären Funktion oder andere strukturelle Auffälligkeiten vor, die in Verbindung zu einer Myokarditis/Perikarditis stehen könnten, ist eine Boosterimpfung mit dem mRNA-Impfstoff von Biontech empfehlenswert – gerade, wenn vielleicht bereits eine andere Herzerkrankung vorliegt, die das Risiko für einen schweren Covid-Verlauf nachweislich erhöht.
Die beschriebenen Rhythmusstörungen hängen mit ziemlicher Sicherheit nicht mit der Impfung zusammen. Ebenso ist nicht davon auszugehen, dass sie Folge einer Myokarditis sind.
Experte
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Prof. Dr. med. Thomas Meinertz ist Kardiologe und Pharmakologe in Hamburg. Zu den Schwerpunkten des ehemaligen Vorsitzenden der Herzstiftung und langjährigen Direktors der Klinik und Poliklinik für Kardiologie und Angiologie des Universitären Herzzentrums Hamburg zählen insbesondere Herzrhythmusstörungen, die koronare Herzkrankheit und Herzklappen-Erkrankungen. Neben mehreren hundert wissenschaftlichen Fachpublikationen, die Prof. Meinertz für nationale und internationale Fachzeitschriften verfasst hat, ist der renommierte Kardiologe Chefredakteur der Herzstiftungs-Zeitschrift "HERZ heute" und Autor mehrerer Publikationen im Online-Bereich der Herzstiftung.